06. Die Wiedervereinigung Deutschlands

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Im Westen waren es die französische, britanische und amerikanische Zone, im Osten haben die Russen die Deutsche Demokratische Republik(DDR) gegründet. Das Gebiet, das die Westallierten kontrolliert haben, war dann die Bundesrepublik Deutschland (BRD) genannt.

Zwischen diesen zwei Staaten kann man über eine imaginäre Mauer sprechen, denn die sowjetische Ideologie war ganz anderes als das westliche oder so genannte kapitalistische Denken. Das war der Anfang des kaltes Krieges, und gerade in Deutschland war der Streit zwischen Ost und West sehr deutlich sichtbar. Die Grenzen waren geschlossen, und in Berlin wurde eine wirkliche Mauer ausgebaut. Diese Mauer hat nicht nur das deutsche Volk, sondern auch einige Familie geteilt.

Währen die Westallierten aus der BRD zurückgetreten sind, war die DDR noch stark von der Sowjetunion beeinflusst. Dort gab es eine zentralisierte Ökonomie, die Beschränkung der Menschenrechte, und viele andere Tatsachen, die mit dem kommunistischen Regime verbunden sind. Deshalb wollten viele Leute aus der DDR in die BRD ausreisen, aber das war erst sehr kompliziert, und später sogar gar nicht möglich, weil die Grenze durch Waffengewalt kontrolliert wurde.

Eine besondere Situation gab es in Berlin, weil der westliche Teil der Stadt ganz mit der DDR umgeben war. Die Versorgung musste dorthin sogar über die Luftbrücke geliefert werden. Die Kontakte zwischen DDR und BRD waren nur wirtschaftlich, wenn es übrigens einige gab. Trotzdem fanden in der DDR Demonstrationen und Streiks statt, wurden aber gleich von der sowjetischen Gewalt beruhigt.

Die ersten politischen Gespräche zwischen den zwei Staaten haben in den siebziger Jahren angefangen, und haben einigen Leuten ermöglicht, noch wieder ihre Familie in dem anderen Staat zu treffen. Dennoch haben immer nur wenige Leute die Bewilligung erhalten, aus der DDR zu verreisen.

Der erste Impuls zur Vereinigung war in dem Jahr 1989, als Ungarn die Grenze zu Österreich eröffnete. Viele Leute haben diese Gelegenheit genutzt, um durch Polen, die Slowakei, Ungarn und Österreich in die BRD zu kommen. Viele andere haben in den Botschaften in Prag oder in Warschau gewartet, bis sie die Erlaubnis zur Ausreise bekommen haben. Bald kam es zu den Demonstrationen in der DDR, und die Bürger haben die Wiedervereinigung gefordert. Am 9. November 1989 hat der Staatschef Egon Krenz mitgeteilt, dass die Grenze zur BRD noch wieder geöffnet ist. Die kommunistische Partei in der DDR hat ihre Macht verloren, und Deutschland war schon wieder ein vereinigter Staat.

Die Leute waren erst sehr begeistert, dass sie wieder ihre Verwandten sehen und reisen wohin auch immer sie wollen können, aber dann kam es zur Ernüchterung. Zwischen den alten Bundesländern und den neuen existierte ein großer Unterschied. Vor allem die Wirtschaft, aber auch die Meinungen der Leute waren sehr andersartig. Die BRD hat sich während des Zeitraums nach dem zweiten Weltkrieg rasch entwickelt, aber die DDR hat ökonomisch stagniert. Viele ehemalige DDR-Firmen waren nicht mehr konkurenzfähig, und wurden von den BRD-Firmen gekauft oder sind Pleite gegangen. Deshalb erschienen in den neuen Bundesländern viele Arbeitslosen. Weitere Probleme waren mit der Währung – anfangs haben die Westdeutschen die Mark im Verhältnis eins für eins umgetauscht, aber das war eine schlechte Idee, denn die Ostdeutsche Mark hatte einen ganz anderen Wert. Aber auch wenn sie damit aufgehört haben, entstanden neue soziale Probleme, denn die ehemaligen DDR‑Bürger hatten niedrigere Löhne. Auch der Umweltschutz oder Infrastruktur waren in den neuen Bundesländern viel schlechter. Einige von diesen Problemen gibt es auch bis heute, aber viele Unterschiede sind schon verschwunden.